Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

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Gemeinsame Erkundungen in Heinrich Hübschs Speyerer Dom-Westbau

06. März 2024

Eine Gruppe verschiedener historischer Fachbereiche der Uni Augsburg besuchte am Freitag das monumentalste, zugleich prominenteste und dabei unbekannteste Werk des Weinbrenner-Schülers sowie die Ausstellung über dessen Auftraggeber König Ludwig I. von Bayern, geführt von unseren Mitgliedern Stefan Lindl, Professor für Regionalgeschichte in Augsburg, und Ulrich Maximilian Schumann, Dozent für Europäische Kulturgeschichte in Straßburg.
Aus den unterschiedlichen Perspektiven entwickelten sich im wörtlichen und übertragenen Sinn interessante Einblicke in Hübschs komplexes Meisterwerk – und sogar Ausblicke: auf den Dom und seine Umgebung aus der schwindelerregenden Höhe des Südwestturms und auf neue Fragen an den Westbau des Speyerer Doms, der sich bezeichnenderweise ebenso nahtlos in das Werk dieses außergewöhnlichen Architekten einfügt wie in die Logik und Aura des bedeutendsten romanischen Bauwerks in Deutschland.

Wir trauern um Heinz Mohl

20. November 2023

Vergangene Woche starb unser Mitglied Heinz Mohl, der bedeutende, zudem streitbare und selbst auch nicht immer unumstrittene Architekt, der in seinem Werk von Anfang an den Kontakt zum kulturellen Erbe um ihn herum gesucht und damit einen Weg aus der Tristesse von Nachkriegs-Funktionalismus und -Brutalismus aufgezeigt hat. Die Vielschichtigkeit und Vielansichtigkeit von Architektur hat er mit eigenen, starken Gesten in unsere Zeit zurückgeholt, ohne in Kitsch zu verfallen.

Daraus sind zahlreiche bleibende Werke entstanden – wie in den 60er Jahren die Kaufhäuser “Schneider” in Ettlingen und Freiburg oder in Karlsruhe in den 80er Jahren das L-Bank-Gebäude am Schlossplatz und ein Flügel der Kunsthalle (siehe Bild) oder nach 2000 die Erweiterung der Universitätsbibliothek.

Uns als Verein wird schon allein seine Begeisterung fehlen, mit der er in unseren Treffen das Auge und das Herz für die gedankliche, nicht zuletzt historische Tiefe echter Baukultur eingefordert hat. Und tatsächlich hat ihn von allen Vorgängern am stärksten Friedrich Weinbrenner herausgefordert, ohne dessen Werke nachahmen oder in den Schatten stellen zu wollen.

Auch mit Blick auf ganz konkrete, aktuelle Projekte, die sich in Weinbrenners Erbe einmischen, wird schmerzlich bewusst, wie sehr Mohls kreative und zugleich kulturbewusste Haltung fehlen wird.

(Abbildung aus: heinz mohl architektur 1953-1995, Badisches Landesmuseum Karlsruhe 1995)

Jahresmitgliederversammlung: Vorstand komplett bestätigt

23. Oktober 2023

Auch in die kommenden zwei Jahre geht die Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft unter der Leitung von Ulrich Maximilian Schumann (Präsident), Hans Peter Gruber (Schriftführer) und Hans Robert Hiegel (Rechnungsführer). Das ergab die Vorstandswahl am vergangenen Freitag einstimmig. Daneben wurden die Ergebnisse einer ereignisreichen und aktiven Zeit des Vereins diskutiert und Perspektiven für die Zukunft besprochen. Die nächste Jahresmitgliederversammlung soll nicht zuletzt deshalb bereits am Beginn 2024 stattfinden, nach Möglichkeit verbunden mit einer kleinen Exkursion. Zeit und Ort werden seitens des Vorstands entsprechend zügig veröffentlicht, können aber auch sehr gerne aus dem Kreis der Mitglieder vorgeschlagen werden.

10.9.: Führung von Gerhard Kabierske zum Markgräflichen Palais + Infostand + Broschüre

07. September 2023

Am kommenden Sonntag zeigt der beste Kenner der Karlsruher Baugeschichte Interessierten Weinbrenners Markgräfliches Palais, das sich gerade im tiefgreifenden Umbauprozess befindet, und erläutert neben dem Bauwerk die Hintergründe des neuen, höchst umstrittenen Projektes.

Es ist der "Tag des offenen Denkmals", den wir als Verein endgültig nicht mehr unterstützen, seit die Kulturdenkmäler hier in der Region der "Karlsruhe Marketing und Event GmbH" zum Vermarkten übergeben wurden, die sie auch entsprechend 'verkauft'.

Diese Führung unseres Mitglieds, die um 15 Uhr vor den Resten des Palais' beginnt, unterstützen wir aber gerne durch einen Stand, wo wir unsere Faltblätter zu diesem Hauptwerk Weinbrenners verteilen – und ganz aktuell ein druckfrisches Faltblatt, in dem wir die gängigsten Argumente aufgreifen und widerlegen, mit denen immer wieder gerechtfertigt werden soll, warum man gebautes Kulturerbe doch verändern und zerstören darf, zuletzt auch in den Diskussionen um die Zukunft des Markgräflichen Palais'.

Die Broschüre haben wir hier auch schon auf dieser Seite hochgeladen.

Nachlese zum gestrigen Karlsruher Stadtbauforum zum Umgang mit dem Weinbrenner-Erbe

28. Juli 2023

Bevor die Presse auf die gestrige Veranstaltung reagiert, womit sie sich aus den unten genannten und weiteren Gründen auch schwer tun könnte, hier eine sehr kurze Reaktion unsererseits.

Das Statement, das unser Vorsitzender Ulrich Maximilian Schumann vortrug und wir unten anschließen, stellte Weinbrenners epochale Schaffung von Lebensräumen für eine moderne Stadtgesellschaft der nur scheinbar modernen und demokratischen Art und Weise gegenüber, mit der dieses ererbte Potenzial in der Stadt Karlsruhe missachtet und, um es noch weiter zuzuspitzen, Stück für Stück zum Ausverkauf freigegeben wird. Von der Frage nach Fassaden und anderen Überbleibseln wurde der Blick ausdrücklich darauf gerichtet, dass eine wirklich moderne und zukunftsfähige Stadtgestaltung nur auf der Grundlage des Bestehenden und nur im Rahmen eines modernen und aufrichtigen Umgangs mit der Stadtgesellschaft entstehen kann.

Dass dies nicht auf Begeisterung seitens der übrigen Geladenen stoßen würde, die von diesem Ausverkauf profitieren, war abzusehen, und genauso, dass alle populistischen Register gezogen würden.

Baubürgermeister Daniel Fluhrer verkaufte dem Publikum sogar eine von ihm erlogene Pressemitteilung – eigentlich in einer Demokratie doch eine Todsünde, oder? – über die angeblich von ihm moderierten Gespräche im Vorfeld. Anstatt sich für die Lüge zu entschuldigen, schob er der Presse den schwarzen Peter zu, die diese hochoffizielle Mitteilung ernst genommen und die Lüge damit weiterverbreitet hatte, aber von ihm getäuscht wurde. Und es sei doch nicht wichtig, wer wann was gesagt habe. Für ihn scheinbar nicht, aber für uns, die wir es besser wussten, und vor allem für die von ihm betrogene Bevölkerung durchaus oder gar die Presse, die der Lüge unverschuldet aufgesessen ist.

Ungläubig saß man da, fühlte sich an den Verkäufer auf einer Kaffeefahrt erinnert oder – noch schlimmer an Donald Trump und die anderen Demagogen, denen wir sonst (glücklicherweise) nur in den Nachrichten begegnen.

Ist in Karlsruhe wirklich alles möglich, und alles prallt ungestraft ab?

Er wurde dabei assistiert, etwa vom Vorsitzenden der Landesarchitektenkammer, Markus Müller, der die Stadtverwaltung zu einer angeblich offenen Diskussion zum Wohle der Bürgerschaft und der Stadtentwicklung beglückwünschte, obwohl doch von Anfang an klar war, dass die hier vorgestellten Projekte längst schon eingetütet sind und die Diskussion also eine reine Scheindiskussion war.

Hierbei wurde dann auch noch ständig in die Trickkiste gegriffen und zum Beispiel absichtliche oder, wenn unabsichtlich, nicht minder peinliche Missverständnisse hervorgeholt. Architekt Volker Staab z. B. legte unserem Vorsitzenden mehrfach die Aussage in den Mund, er habe die Wahrheit gepachtet; außerdem wurde er als vermeintlicher einsamer Kritiker isoliert, obwohl die Kritik in unserem Offenen Brief an den Oberbürgermeister zahlreiche in- und auswärtige Fachleute unterschrieben und sich im Laufe der Diskussionen zahlreiche andere Stimmen zu Wort gemeldet haben.

Die kritischen Punkte wurden immer wieder durch polemische Spitzen und unzulässige, wenig zielführende Polarisierungen zerredet, als gäbe es beispielsweise keine Alternative zwischen diesem einzelnen, vorliegenden Entwurf und einer originalgetreuen Rekonstruktion, zwischen dem (eingeschränkten!) Wettbewerb und einer Beteiligung der gesamten Bürgerschaft, zwischen der Sichtweise von Historikern und der von Architekten, zwischen genau dieserart "modernen" (eigentlich: modernistischen) Bauten, die unabdingbar für eine moderne Gesellschaft wären, und den historischen Bauten, die dieser Gesellschaft demnach nicht mehr zumutbar seien.

Wenigstens die Fachleute, deren Geschäft das ist, hätten es besser wissen sollen. Aber von dort besteht offenbar kein Interesse an Differenzierung und Vermittlung, solange sie mit einfachen Unwahrheiten durchkommen und sich gegenseitig auf Veranstaltungen wie dieser abfeiern können.

Umso wichtiger war es, dass wir Präsenz gezeigt haben und den Wort-Weihrauch-Nebel durch objektives Fachwissen aufhellen konnten, das zu ganz anderen Resultaten kommt. Natürlich wurden diese Ergebnisse der Wissenschaft im Verlauf der “Diskussion” immer wieder als gleichwertig mit einer persönlichen Interpretation des privaten Halbwissens gleichgesetzt – und sogar bestritten! Letztlich aber kann nur das echte Wissen die einzige Basis für eine wirklich diskussionswürdige, produktive und nicht destruktive Auseinandersetzung mit unserem gemeinsamen Kulturerbe bilden.


"Schön, dass es doch noch zu einem Gespräch “Über den Umgang mit dem baukulturellen Erbe” kommt. Nachdem die Stadt Karlsruhe ja schon vergangenes Jahr in einer Pressemitteilung behauptet hatte, Gespräche zwischen den Umplanern des Markgräflichen Palais’ und der Weinbrenner-Gesellschaft moderiert zu haben, was aber frei erfunden war (und es war nicht der 1. April), ist es jetzt für das Palais längst zu spät, so wie für den Marktplatz und vieles Andere in Karlsruhe sowieso.

Aber natürlich sage ich gerne etwas dazu. Zumal es mir eine einfache Überleitung baut.

Und weil ich weder für politische noch für einzelne wirtschaftliche Interessen hier vorne stehe, sondern für die Wissenschaft, und nur der Wahrheit verpflichtet bin, musste ich mir auch keine Werbesprüche ausdenken, keine Märchen erfinden, keine Ausreden einfallen lassen, um die objektiv für alle zu beobachtende Missachtung und Zerstörung dieses Erbes (wie ja auch des staatlichen Denkmalschutzes) zu rechtfertigen oder schönzureden, sondern muss nur – wie gewünscht – einige Eckpunkte aus der epochalen Leistung aufzählen, die rund um Friedrich Weinbrenner hier einmal geschaffen worden ist; und die Konsequenz ergibt sich daraus wie von selbst.

Innerhalb weniger Jahre
– modernisiert und professionalisiert Friedrich Weinbrenner die gesamte Bauproduktion im Land Baden
– und ebenso die Bauverwaltung und Architekturausbildung,
– hat mit 120 internationalen Schülern weit mehr als alle anderen Architekten und also mehr Einfluss
– schreibt das erste deutsche Denkmalschutzgesetz
– sowie ein Baugesetz, das erstmals nicht von den Bedürfnissen der Mächtigen ausgeht, sondern vom wörtlich “Bedürfniß der Armen oder wenig bemittelten”
– sowie das einzige Architektur-Lehrbuch seiner Zeit.
– All das spiegelt sich in der unverwechselbaren Weinbrenner-Architektur wider,
– mit der er dem Land ein modernes Gesicht gegeben hat,
– die das Bestehende gezielt nicht alt aussehen lässt,
– sondern respektvoll weiterdenkt,
– die vom Bedürfnis ausgeht und dieses in zeitlose Eleganz verwandelt,
– als deren oberstes Ziel Weinbrenner zum ersten Mal in der Architekturgeschichte überhaupt den “Raum” benennt,
– weshalb für ihn jedes Gebäude immer zuerst ein Raum ist, in dem Menschen leben und handeln,
– und deshalb im Grunde nichts anderes als ein einfaches Haus (was man gerade dem Markgräflichen Palais angesehen hat)
– weshalb er keinen grundsätzlichen Unterschied sieht, ob es sich um Rathaus, Kirche, Wohnhaus, Waldhütte oder was auch immer handelt
– weshalb auch gar nicht die Fassade die Hauptrolle spielt, sondern der Raum dahinter und davor
– weshalb die öffentlichen Räume einen untrennbaren Zusammenhang damit bilden (was eben heute leider nicht mehr gilt und gerade am Marktplatz radikal zerstört wurde)
– womit er sich mitten unter die Kultur- und Geistesszene seiner Zeit befördert (inkl. Goethe, Schiller)
– und was er in ehrlicher Auseinandersetzung mit allen Beteiligten direkt und effizient aushandelt
– und womit er innerhalb weniger Jahre Orte wie eben Karlsruhe oder Baden-Baden und viele weitere in viel bewunderte und dauerhaft funktionierende Städte verwandelt
– dabei denkt er schon längst über Orte hinaus in die Kategorie der Kulturlandschaft ... alles lange seiner Zeit voraus

Ich könnte fortfahren, aber Sie haben schon verstanden, dass es beim Erbe Weinbrenners eben gerade nicht um einzelne Fassaden geht, sondern um die Verbindung von Planung mit den elementaren Grundlagen von Politik, Gesellschaft, Wissen, Kultur – um zeitlose, ja ausgesprochen moderne und wirklich fortschrittliche Errungenschaften, auf denen aufzubauen keine Frage von Geschichtsnostalgie oder Ähnlichem wäre, sondern von Klugheit, Effizienz, Weitsicht und, ja, Nachhaltigkeit.

Und wenn dies nicht passiert, sondern im Gegenteil dieses Erbe, dieses Kapital, nur noch als Steinbruch benutzt wird, aus dem man sich nach Belieben und Gelegenheit bedienen und damit verfahren darf, wenn man sich in der Position dazu befindet, kann der Grund dafür nur in der Unfähigkeit und/oder dem Unwillen liegen, eine Stadt auf eine auch nur im Entferntesten vergleichbar lebenswerte Weise zu gestalten, und dafür lieber die Wahrheit verbiegt, als sich auf eine echte Auseinandersetzung einzulassen (und das Wagnis einer echten demokratischen Planungskultur), wie es Weinbrenner getan hat.

Es ist tatsächlich auch eine Meisterleistung, beispielsweise den Marktplatz als Raum auf Baumarkt-Niveau vollkommen auszutauschen und noch immer zu behaupten, es sei Weinbrenners Marktplatz, oder im Stadtanzeiger, dass der Planungsausschuss wörtlich “für (die) historische Ansicht” des Markgräflichen Palais’ gestimmt habe, was absurd ist, oder auf der eigens vom Investor eingerichteten PR-Seite, das Projekt sei wörtlich “ganz im Sinne Weinbrenners” (was ebenso gelogen ist) – aber es sind keine Meisterleistungen in Planung und in Verantwortung oder auch nur Verständnis für die eigene Stadtkultur, sondern Meisterleistungen in Manipulation der Öffentlichkeit, Verdrehung der Wirklichkeit, Vergiftung der Sprache, wozu wir der Stadt leider nicht gratulieren und beifällig klatschen können. Das bitte ich zu entschuldigen. Aber es ist eben die Kehrseite der Wahrheit, dass sie wehtun kann. In diesem Sinne: Danke fürs Zuhören."

 

“Weinbrenner im Schlachthof” – Diskussion oder Provokation?

14. Juli 2023

So lautet allen Ernstes der Titel des Stadtbauforums, das die Stadtverwaltung Karlsruhe am 27. Juli dem eigenen Umgang mit ”seinem kulturellen Erbe” widmet. Eine zufällige Assoziation zwischen dem symbolhaften Protagonisten dieses kulturellen Erbes und dem Ort der Veranstaltung ist dieser Titel sicher nicht, dann also ein deutliches Signal, wohin die Reise gehen soll, – und ein schlechtes Omen.

Der Fokus liegt, wie in der Ankündigung klar zu sehen ist, auf aktuellen Projekten, die man “diskutieren” will. Dabei wird das natürlich keine Auswirkungen auf diese haben, sie sind ja auch schon zu weit gediehen. Und es ist wohl auch nicht mehr als Feigenblatt, wenn sich dazu auch Stimmen äußern dürfen, die sich tatsächlich mit diesem kulturellen Erbe auskennen und dafür einsetzen: Seine Königliche Hoheit Markgraf Bernhard von Baden, Dr. Clemens Kieser vom Landesamt für Denkmalpflege und Dr. Ulrich Maximilian Schumann als Weinbrenner-Forscher und Vorsitzender unserer Gesellschaft. Warum er sich trotzdem einladen ließ? “Mir ist schon klar, dass wir in Karlsruhe mit einer fachlich begründeten Kritik an dessen Umgang mit seinem kulturellen Erbe an Betonmauern stoßen. Als Vorsitzender der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft will und darf ich aber keine Gelegenheit auslassen, genau darauf hinzuweisen, auf das ungeheure Potenzial dieses Erbes für einen viel lebenswerteren Stadtraum als den traurigen, den Karlsruhe jetzt schon und mehr noch in der Zukunft bietet, und auf die Tragödie, dass es nicht genutzt wird, sondern in immer weitere Ferne rückt.”

jetzt am Samstag, 1. Juli: Denkmaltag in Gernsbach mit Weinbrenner-Ausstellung

29. Juni 2023

Deswegen sind wir so gerne dort: Die Murgtalstadt hat nicht nur eine sehenswerte historische Altstadt, die bekanntermaßen ab 1798 zur Hälfte unter Weinbrenners Leitung wiederaufgebaut wurde, sondern auch eine Stadtgesellschaft mit viel Bewusstsein und Engagement hierin, woraus in Zusammenarbeit mit der selbst stets interessierten und offenen Stadtverwaltung immer wieder Veranstaltungen entstehen – wie jetzt am kommenden Samstag einen Abend unter dem Titel "DENKmal Altstadt", bei dem einige der interessantesten Baudenkmäler besichtigt werden können.

Im Kornhaus, dem kleinen, aber auffälligen Werk Weinbrenners mitten in der Altstadt, zeigen wir unsere Tafelausstellung über eben diesen, ergänzt um vier weitere Tafeln über die Projekte, mit denen er das Stadtbild prägte, und bieten dazu Führungen an (17.30, 18.30, 20 Uhr).

Der Veranstaltungstag ist in dieser Form eine Premiere für Gernsbach, aber wir sind sicher, dass auch er wieder schöne und erfolgreiche Erfahrungen bringt.

Hier geht es zum Faltblatt mit dem Programm:

https://stadtgeschichte-gernsbach.de/denkmal-altstadt-am.../

https://www.gernsbach.de/pb/,W-2/denkmal+altstadt.html

Entdeckungen in Hannover: Neue Dokumente Weinbrenners und seiner Schule

09. Juni 2023

Ein phantastischer Fundus an Architekturzeichnungen und verwandten Graphiken liegt schon seit über einem Jahrhundert in einer Bibliothek der Universität Hannover und ist jetzt in einer umfangreichen Auswahl in einem Katalog veröffentlicht worden. Unter den 6.000 hochkarätigen Entwurfszeichnungen, Studienarbeiten, Bauaufnahmen und ähnlichen Blättern, die der Architekt Albrecht Haupt (1852–1933) sammelte und die einen hochkarätigen Querschnitt durch die Baukunst von der Renaissance bis in seine eigene Zeit geben, sind eben auch zahlreiche aus der Schule Friedrich Weinbrenners und sogar von ihm selbst. Das belegt von dieser Seite aus noch einmal eindrucksvoll die zentrale Rolle der Weinbrenner-Schule.

Deren überzeitliche und -regionale Bedeutung lässt sich sogar noch in der Auswahl der 100 einzeln im Katalog vorgestellten Blätter nachvollziehen. Darunter finden sich regelrechte Sensationen, wie der Entwurf zu einer Hängeampel-Leuchte aus opakem Flussglas aus Friedrich Weinbrenners Berliner Zeit (siehe Bild), von dem ansonsten solche Einrichtungsgegenstände nicht im Detail bekannt sind. Die Texte zu den Blättern mit direktem Bezug zur Weinbrenner-Schule stammen etwa von Simon Paulus und Ulrich Maximilian Schumann, dem Präsidenten der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft.

Aber auch weitere Objekte versprechen bei weitergehenden Recherchen einen solchen, mehr oder weniger direkten Bezug. So ist die Verbindung einer Karl Ludwig von Zanth zugeschriebenen, mit “Zandt” signierten Studie eines korinthischen Kapitells mit genauso unterschriebenen Blättern im Karlsruher Nachlass der Weinbrenner-Schule mit Händen zu greifen.

Aber, wie auch das Vorwort schreibt, soll diese Veröffentlichung der Sammlung Haupt der Startpunkt für weitere Recherchen sein.

Der gesamte Bestand ist tatsächlich auch online verfügbar. Zuerst aber sollte man doch das Buch durchblättern und die Einführungen und Beiträge lesen.

 

Rätsel um den Heidelberger Wolfsbrunnen: Ein Weinbrenner-Bau im Schwarzwaldstil?

12. Mai 2023

Zunächst einmal ist es interessant genug, dass 1822 in Heidelberg am Wolfsbrunnen, seit langem schon beliebtes Ausflugsziel zahlreicher Kulturschaffender, bereits ein Lokal im Stil eines ländlichen Bauernhauses entstand. Mittlerweile gut bekannt ist der “Schweizerhausstil”, den man mit (dem Weinbrenner-Schüler) Friedrich Eisenlohr assoziiert und den dieser ab der Jahrhundertmitte nicht zuletzt mit Kuckucksuhren und Bahnwärterhäuschen über die Welt verbreitete.

Am Wolfsbrunnen aber wird nun sichtbar, dass der Keim hierfür schon mitten im Klassizismus und in der Bauverwaltung Friedrich Weinbrenners gelegt wurde – und dass man sich hierbei sogar an den typischen Dachformen der näherliegenden Schwarzwaldhöfe orientierte, nicht an Schweizer Chalets. (Nichtsdestotrotz wird dies in den neuen offiziellen Informationstafeln als “Schweizer Stil” bezeichnet.)

Die Baugeschichte ist nicht restlos geklärt. Aber offenbar hat man Teile eines Vorgängerbaus übernommen und mit den Segmentbögen an den umlaufenden Veranden auf ursprüngliche Fensterformen reagiert. Der Stahlstich von 1860 zeigt dies deutlich. Diese Bögen sind nun allerdings in jüngerer Vergangenheit entfernt worden.

Wer also hat diesen außergewöhnlichen Entwurf vorgelegt? Im Lauf der ersten Recherchen haben wir den Namen “Weinbrenner” vernommen, dann aber die erhaltenen Baudokumente selbst befragt, und diese sprechen klar vom Kreisbaumeister Wilhelm Frommel als dem Urheber. Enttäuschend? Aber nicht doch! Frommel war selbst ein souveräner Architekt und natürlich auch enger Vertrauter und kongenialer Mitarbeiter des Oberbaudirektors Friedrich Weinbrenner, ohne dessen Zustimmung der außergewöhnliche Entwurf ohnehin nie umgesetzt worden wäre. So darf man sich mit Recht ausmalen, wie beide um die Pläne herum zusammenstanden und über diesen neuen Geniestreich vergnügt grinsten, der in diesem Fall allerdings Geschichte schrieb, ohne dass es bis heute wirklich bemerkt worden wäre.

Hier der Link zum Gasthaus Wolfsbrunnen auf unserer Weinbrenner-Karte.

    

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13. März: Buchvorstellung "Georg Moller. Werk & Netzwerk" im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt

13. Februar 2023

Das neue Buch unseres Vorsitzenden Ulrich Maximilian Schumann bekommt seinen ersten großen Auftritt in der Stadt, die der bedeutende Weinbrenner-Schüler Georg Moller stärker als alle anderen prägte. Das Hessische Staatsarchiv im "Moller-Bau", dem ehemaligen Hoftheater und heutigen 'Haus der Geschichte', veranstaltet den Anlass gemeinsam mit der Friedrich Weinbrenner-Gesellschaft, wofür wir sehr dankbar sind.
Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Es wird eine kompakte Einführung und viel Gelegenheit zum Austausch geben.

Hier der Link zur Veranstaltung auf der Seite des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt.

Hier der Link zum Buch auf der Verlagsseite.