Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

«Weinbrenners Vision vollendet»? Nein, zerstört.

10. Oktober 2020

Wirklich gerne würden wir einmal etwas Positives, Richtiges und Ehrliches lesen, wo es um den Umgang der Stadt Karlsruhe mit ihrem Weinbrenner-Erbe geht. Warum ist das nicht möglich? Verstanden haben wir das schon lange. Aber es wird jetzt Zeit für noch deutlichere Worte. Heute wird also der rundum erneuerte Marktplatz von Karlsruhe «eröffnet», und die fast monopolige Lokalpresse BNN überbietet sich mit Verherrlichungen, vermutlich nach Einflüstern durch das städtische Presse- und Informationsamt, obwohl man merkwürdigerweise auf der Internetseite keine Pressemitteilung dazu findet. Fast alles ist aber falsch – entweder gelogen oder nicht gewusst.

Teilweise kennt man einfach die historischen Fakten nicht und interessiert sich offenbar auch nicht dafür, fragt nicht nach oder liest mal ein Buch. Weinbrenner war kein «Stadtbaumeister», sondern der Oberbaudirektor eines ganzen Landes, und einer der ersten, der über Stadtgrenzen hinaus dachte. «Einfachheit» war nicht sein Ziel, sondern «Formenreichhaltigkeit». Auch war er nicht an «Visionen» interessiert und hätte sich nie und nimmer ein «Denkmal» setzen wollen. Usw. usw. Auch die übrigend historischen Erzählungen sind, vorsichtig ausgedrückt, dilettantisch beschönigend.

Teilweise sind die Fake News politisch motiviert und durch einfache Logik zu widerlegen. Wie man es als «Vollendung» von Weinbrenners Vision bezeichnen kann, wenn man bis auf wenige Reste alles austauscht, ist ein Rätsel, das sich besondere Hirne ausgedacht haben müssen. Die (wohl nicht einmal funktionierenden) Wasserspiele? Die flutlichtartigen Strichleuchten? Die farb- und ortsfremden Materialien? Der Hügel, in dem die Pyramide versinkt? Das soll mit Weinbrenner zu tun haben? Wenn man dessen «Vision» vollenden wollte, würde man seine Boutiquen errichten, die originale Farbigkeit und wo möglich seine Räume rekonstruieren. Alles andere ist blanke Erfindung.

Wenn man es als Modernisierung verkaufen würde, wäre das wenigstens ehrlich. Aber was dem armen Weinbrenner, der sich nicht wehren kann, angedichtet wird, und wie man ihn klein macht, damit das eigene Unvermögen nicht so erbärmlich wirkt, ist frech, unverschämt und verlogen.

Sich nach der Zerstörung dieses besonderen Ortes als dessen Vollender zu feiern, wäre eines Donald Trump würdig. Zwischen dessen Falschmeldungen und dieser «Berichterstattung» besteht kein grundsätzlicher Unterschied.

Hier der Link zum erwähnten Artikel