Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Weinbrenner als Feigenblatt – oder doch mehr?

20. September 2020

Eine Welle an «Riesenprojekten» rollt auf Karlsruhe zu, wie dieser Artikel ankündigt, und diese schwappt vom Komplex des Landratsamtes diagonal hinüber bis hin zum Markgräflichen Palais am Rondellplatz, also über das Ettlinger Tor hinweg, gemeint ist der Ort des wirklichen Ettlinger Tors, nicht das Investorenprojekt, das den Namen okkupiert hat.

Aber wie bei diesem scheint wieder einmal offen, wie es aussehen wird und wer letztlich über dieses wichtige Stück Stadt bestimmen wird, bis es plötzlich entschieden ist und schnell gehen muss. Ein Investor? Die Stadt? Beim Markgräflichen Palais die Gruppe «Forum Recht»? Soviel darf man annehmen: Die Bevölkerung wird es nicht sein; sie ist nur noch Passagier und kann jetzt schon ungläubig staunen.

Ein «ungeliebtes» Hochhaus, das dieselbe Stadt Karlsruhe gerade noch in einem Filmchen zu den «Denkmalwochen» würdigte, wird nicht durch ein neues, sondern gleich mehrere neue ersetzt. Vielleicht sind sie hübscher als das alte, kleiner wohl eher nicht, oder sie werden wenigstens so gebaut, dass sie ohne finanziellen, ökologischen und logistischen Super-GAU wieder abgebaut werden können. Vielleicht aber auch nicht.

Der einzige Fixpunkt ist das Markgräfliche Palais am Rondellplatz. Dort könnte ja das «Forum Recht» hinein, und das wäre wirklich eine gute Idee und eine Chance. Aber was bedeutet das? Denn von dem «Weinbrenner-Prunkstück» ist ja leider nur noch ein Stück Fassade übrig, was meist übergangen wird. Und das soll genügen, um dem Komplex echte Substanz und die nötige Akzeptanz zu verleihen? Kaum auszudenken, wenn dort ein Wiedergänger des gesichtslosen ECE-Centers gegenüber entstehen würde, also eine weitere nichtssagende Großstruktur, nur eben notdürftig verziert durch sechs Säulen und zwei Stücke Wand, ein hauchdünnes Feigenblatt, das man den Touristen zeigen kann.

Wenn das so weitergeht, dürften sich in der Innenstadt die «Potemkinschen Dörfer» weiter breit machen. Will man das verhindern, wäre es die naheliegende Konsequenz, wenn man die Gelegenheit nutzen und Stück für Stück Weinbrenners Baukörper einschließlich der wunderschönen Rückseite und der eleganten Räume im Innern wiederherstellen würde, wie sie waren. Die Pläne gibt es, und das wäre endlich einmal eine wirklich positive Nachricht und eine echte Sensation, auf die sich Einheimische wie Auswärtige freuen könnten.

https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/riesenprojekte-in-der-innenstadt-die-karlsruher-city-steht-vor-einem-neuen-umbruch