Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Unsere Pressemitteilung zum Wettbewerb für das Markgräfliche Palais in Karlsruhe

26. April 2022

Ende des Schweigens

Die Weinbrenner-Gesellschaft zum Wettbewerb für das Markgräfliche Palais

Warum hört man nichts mehr über das weitere Schicksal von Friedrich Weinbrenners Meisterwerk am Karlsruher Rondellplatz? Selbst den BNN war der im März beendete Wettbewerb für den erneuten radikalen Umbau für die PSD-Bank als der neuen Besitzerin nur einen kurzen Artikel und kein Bild wert.

Liegt es an der ungewöhnlich verschlossenen ‘Nicht-Öffentlichkeitsarbeit’, mit der diese epochale, für die Karlsruher Innenstadt in jeder Hinsicht zentrale Aufgabe behandelt wird? Weder die Stadtgesellschaft noch die hier ja besonders rege und prominente Architekturszene wurde in die schwierige Frage einbezogen, wie man ein Bauwerk dieser historischen und stadtbildprägenden Bedeutung kongenial ergänzen könne. Und nur kurz, am ersten Aprilwochenende, waren die Ergebnisse des Wettbewerbs in den Räumen zu sehen, die nach dem Auszug der BB-Bank geleert sind.

Ulrich Maximilian Schumann kann einen weiteren Grund für das auffällige Schweigen nennen: «Wer mit mir die Ausstellung besucht oder später darüber gesprochen hat, steht noch immer unter Schock über die eingereichten Beiträge – und im Besonderen über die Reihenfolge der Jurierung.» Der Vorsitzende der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft hat durchgängig monotone Fassadenentwürfe gesehen, die ihn an Verwaltungsbauten oder Kaufhäuser der Nachkriegszeit erinnern und Mühe haben, gewaltige neue Baumassen hinter sich zu halten. «Überzeugen kann keine der Lösungen, nicht für sich und schon gar nicht zusammen mit dem Markgräflichen Palais, dem sie doch ihre Existenz verdanken. Auf die zündende Idee haben wir vergebens gewartet.»

Auch das Mitglied Julian Hanschke, Dozent am Institut Kunst- und Baugeschichte des KIT, sieht schon allein im ersten Preis eine Reihe gravierender Fehler: «Eine skelettartige Fassade mit abweisenden Schrägen, ein ungelöster Anschluss an Weinbrenners Mittelteil, ein aufgeschlitztes Erdgeschoss, das eher einer Anlieferung als einer einladenden Geschäftszone ähnelt, und schließlich ein unförmiges gläsernes Dachgebirge, welches die Straßenflucht beeinträchtigt.»

Für die Weinbrenner-Gesellschaft rächt sich hier, dass den teilnehmenden, durchweg auswärtigen Architekturbüros nicht klare Koordinaten mitgegeben wurden, entlang derer sie ihre Entwürfe von Anfang an in das herausfordernde Umfeld einpassen konnten. Schumann berichtet, dass man genau dafür im vergangenen September im Gespräch auf der Vorstandsetage eindringlich geworben und auf missglückte Beispiele in Karlsruhe verwiesen hat.

Nun aber wird man auf Auftraggeberseite versuchen müssen, aus den problembeladenen und disparaten Ergebnissen etwas Stadtverträgliches zu formen, nachträglich und innerhalb kurzer Zeit. Nicht nur die Weinbrenner-Gesellschaft fragt sich: Wie soll das gelingen?

(24. April 2022)