Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Neues und Definitives zum Durlacher Brunnenhaus

20. Mai 2022

Nur zwei Wochen nach dem letzten Ortstermin fand gestern schon der nächste statt, bei dem sich das Hochbauamt Durlach, das beauftragte Restaurierungsbureau und die Weinbrenner-Gesellschaft über neue Ergebnisse und weiteres Vorgehen austauschten. Am gespanntesten waren alle auf die Farbfassung für das Brunnenhaus, die Restaurator Wilfried Maag präsentierte und die auch so ausgeführt werden soll. Und wirklich war es überraschend, diese besondere Lösung in natura zu sehen, die wir zuvor diskutiert und wir uns von der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft schon lange an einem Weinbrenner-Gebäude gewünscht hatten. Ja, es ist eine ungewöhnliche Lösung und für die Augen zunächst auch ungewohnt, verspricht aber, unseren Vorstellungen und vor allem Weinbrenners eigenem Bild von seiner Architektur nahezukommen.

Anstatt die Wandflächen zwischen den Pfeilern und den Steinteilen einheitlich und deckend zu überstreichen, wie es normalerweise geschehen wäre, sollen auf einer hellen Grundierung zwei unterschiedlich farbige Lasuren (also flüssige, nicht vollständig deckende Mineralfarben) mit Bürsten aufgetragen werden, was eine durchscheinende und changierende Wirkung erzeugt. Indem man sich wieder den ursprünglichen Techniken annähert und sie mit den heute verfügbaren Mitteln kombiniert, scheint eine Lösung für das bisher größte Problem bei den (ansonsten fast immer falschen) Farbfassungen in greifbare Nähe zu rücken: Die zwei unterschiedlichen, übereinander sichtbaren Farbtöne stellen einerseits den Übergang zu den dunklen Sandsteinteilen her und hellen die Wandflächen zugleich auf. Bestechend ist auch, dass durch die Transparenz die Trennung zwischen Mauerwerk, Putz und Farbe ein Stück weit aufgehoben wird. Es erscheint, als ob man durch die Schichten in das Gebäude hineinschauen könnte. Der handwerkliche, unregelmäßige Auftrag passt gut zu den Spuren, die die Zeit am Gebäude hinterlassen hat, und könnte auch zukünftige Spuren, etwa durch Graffiti und deren prompte Entfernung, besser auffangen als die übliche, blickdichte und homogene Oberfläche.

Weinbrenners Brunnenhaus wird damit wohl einen neuen und zugleich alten Eindruck machen. Dazu werden weitere Arbeiten beitragen, wie das Freilegen des Sockels aus Sandsteinplatten, auf dem es ursprünglich ringsum stand. Um das möglich zu machen, wurden verschiedene Maßnahmen besprochen, von der Drainage bis hin zum Umgang mit den jetzt zu sehenden Aufschüttungen.

Am Rande freute uns noch besonders, dass Dr. Maag aus seinen Untersuchungen und Restaurierungen berichtete, wie Weinbrenner diese vor allem wegen des Wasserdurchflusses und der Luftfeuchtigkeit so besonders schwierige Aufgabe genial bis in kleine Details durchdacht hat, weshalb das Brunnenhaus die 200 Jahre trotz nicht immer sachgemäßer späterer Eingriffe so gut überstanden hat und im Sinn der Nachhaltigkeit für weitere Jahrhunderte ertüchtigt werden kann.

Bild oben: Dr. Wilfried Maag, Restaurator, und Heike Ebert, Hochbauamt Durlach

Bild unten: Farbprobe links neben dem Pfeiler: links hell die Grundierung, dann die untere Lasurschicht und schließlich die größere Fläche aus beiden Lasurschichten