Aktuelles RSS
Wer entwarf das Rosental-Viadukt in Friedberg?
19. August 2025

Auch mit Friedrich Weinbrenners bedeutendem Schüler Georg Moller beschäftigen wir uns zunehmend. Nicht nur seine Architektur, auch sein Berufsverständnis verdankt der jahrzehntelange hessische Baudirektor zu einem großen Teil seinem Karlsruher Lehrer und lebenslangen Freund. Und auch in seinem Werk gibt es offene, spannende Fragen.
Deshalb sind wir gerne der Bitte nachgekommen, Stellung dazu zu beziehen, ob wohl das gewaltige Rosental-Viadukt, ein monumentales Pionierwerk der frühen Eisenbahnkonstruktionen, als Werk Georg Mollers gelten darf. Nun ist auch hier unser Gutachten in ganzer Länge nachzulesen. Dabei half neben unseren eigenen Forschungen das grundlegende Buch "Der Viadukt" von Peter Schubert aus dem Jahr 1995. ... weiterlesen
Das verschwundene Wirtshaus "Zur Traube" in Langensteinbach
23. Juli 2025

In einem Album im Karlsruher Stadtarchiv "Weinbrenner-Gebäude in Karlsruhe und Umgebung" von 1912 wird auch dieses Gebäude vorgestellt, siehe Foto. Es zeigt typische Merkmale der Weinbrenner-Schule wie das halbrunde Fenster im Dachgeschoss oder auch die Pfeiler in den Erdgeschossmauern.
Bei der Identifikation half der Heimatverein Karlsbad, vor allem Günter Denninger, von dem auch die aktuellen Bilder stammen. Demnach war das Gebäude sogar noch viel älter, ging auf das 14. Jahrhundert zurück und wurde um 1860 zum Wirtshaus umgebaut, vermutlich durch einen Weinbrenner-Schüler, dann aber 1986 abgerissen, damit man bequemer in die Straße "In den Schneidergärten" abbiegen konnte, gegen den Widerstand aus der Bevölkerung, wie Herr Denninger mitteilt.
Hier nun zu finden auf unserer Karte "Weinbrenner entdecken".
Entwarf Weinbrenner das Turenne-Denkmal?
30. Juni 2025

Genauer: dasjenige, das 1796 von General Moreau beauftragt wurde und im Folgenden errichtet wurde. Das Denkmal in Sasbach für den französischen Feldherr Turenne, der dort 1675 tödlich verwundet worden war, ist schon 1826 wieder ersetzt worden, doch dahinter taucht langsam eine spannende Geschichte auf.
Für uns begann sie mit dem Kauf eines Stichs, auf dem Weinbrenners Desaix-Denkmal in Straßburg mit dem Turenne-Denkmal in Sasbach gekoppelt wurde, das dieselbe typische Formensprache zeigt (Abb. 1). Der Austausch mit dem Kurator des Turenne-Museums, Sebastian Dörfler, bestätigte uns, dass wir auf der richtigen Fährte sind.
Die zentrale Form des würfelförmigen Blocks nach dem Vorbild des römischen „cippus“ (eigentlich ein Grenzstein) mit einem allseitigen Dreieckgiebel, der an den Ecken von Akroterien (Tempeldach-Aufsätzen) bekrönt ist, kennen wir von zahlreichen Entwürfen Weinbrenners für Denkmälder, gerade solchen für die französische Armee – neben dem erwähnten, aufwendigen für General Desaix auch das einfachere für Armand-Michel de Beaupuis bei Neubreisach und mehrere weitere. Es liegt nahe, dass General Moreau wie bei diesen beiden ausgeführten Denkmälern auch dieses Mal keinen anderen als Friedrich Weinbrenner beauftragte, der diese Formen frisch aus Italien mitbrachte. Der mögliche Einwand, dass sich dieser 1796 eben noch dort aufhielt, löst sich auf, denn offenbar entstand das Denkmal erst 1801, als er längst zurückgekommen war; dieses Datum nennt auch die Beschreibung eines schönen Aquarells von François-Alexandre Pernot in den Sammlungen von Schloss Versailles (siehe Link + Abb. 2).
Was die Entstehung des Denkmals und sein weiteres Schicksal betrifft, gibt es noch Einiges zu klären. Vielleicht ergibt sich dazu schon eine Gelegenheit beim kleinen Festakt am jetzigen Denkmal in Sasbach am 27. Juli mit Führung durch das Turenne-Museum. Unser Vorstand wird dort vertreten sein.
Vorstand bestätigt und erweitert
30. April 2025

Vorstand bestätigt und erweitert
Stefan Lindl ist der neue 2. Vorsitzende der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft. Der Professor für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Augsburg wurde bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag in Straßburg gewählt, wobei der 1. Vorsitzende Ulrich Maximilian Schumann ebenso in seinem Amt bestätigt wurde wie der Schriftführer Hans Peter Gruber und der Rechnungsführer Hans Robert Hiegel.
Ausführlich wurden auch die aktuellen Projekte der Weinbrenner-Gesellschaft besprochen, wie Veröffentlichungen und Ausstellungen, unter anderem zum 200. Todesjahr Weinbrenners im kommenden Jahr 2026.
Und im Anschluss besichtigte noch eine Gruppe Zeugnisse von Friedrich Weinbrenners Wirken in Straßburg, die noch erhaltenen Bauten von Schloss Meinau und das Denkmal für Napoleons General Desaix.
Kurzer Nachruf auf Franz Littmann
20. März 2025

Er war vor allem wegen seiner Forschungen und Veröffentlichungen über Johann Peter Hebel bekannt, und da dieser eng mit Friedrich Weinbrenner befreundet war, ergaben sich zahlreiche Überschneidungen mit unseren eigenen Themen. Aus diesem Grund hat er auch aktiv zu unseren Veranstaltungen beigetragen, wovon wir fachlich wie menschlich profitierten.
Am 9. März ist er verstorben. Ob diese Lücke jemand füllen wird?
Glückwunsch, Marc Brabant, félicitations!
19. März 2025

Unser Mitglied hat seine Promotion erfolgreich in Paris abgeschlossen und seine Dissertation "L'art architectural en Arcadie", in der Friedrich Weinbrenner eine tragende Rolle spielt, nun auf seiner Internetseite veröffentlicht:
https://www.marcbrabant.net/architecture_art
Niederwasser: kleine unbekannte Kirche mit Pfarrhaus
12. Februar 2025

Bis jetzt hat das Ensemble bei Hornberg so gut wie keine Aufmerksamkeit erfahren, obwohl es bei der Fahrt durch das Gutachtal gut zu sehen ist und sich als typisches Werk der Weinbrenner-Schule präsentiert. Am deutlichsten bestätigt sich das in dem lichten, gewölbe- und stützenlosen Kirchenraum und dem anspruchsvollen Chor mit den kräftigen Wandpfeilern.
Beim 200-Jahr-Jubiläum wurde der Bau auf den letzten deutschrömischen Kaiser Franz II. zurückgeführt, der sich von Wien aus für jeden Ort im Habsburgerreich eine katholische Kirche wünschte. Aber: Der Schlusstein über dem Eingang zeigt 1821 an, und damals gehörte die Region schon lange nicht mehr zu Vorderösterreich, sondern seit 15 Jahren zu Baden, womit freilich die Pläne aus der badischen Bauverwaltung und -ausbildung unter Friedrich Weinbrenner kamen, nicht aus einer kaiserlich-habsburgischen. Wer sie gezeichnet hat, ist bis jetzt scheinbar nicht bekannt, dürfte jedoch aus den Akten im Staatsarchiv Freiburg (vermutlich B 746/1 Nr. 670) hervorgehen, die noch zu sichten wären.
Die Kirche ist 1970 umfangreich saniert worden, wobei beispielsweise die Empore versetzt wurde. In diesem Zustand wird sie aufmerksam gepflegt, obwohl sie schon lange von Hausach aus betreut wird, das dazugehörige Pfarrhaus steht jedoch vor dem Verkauf, und man muss hoffen, dass es wenigstens so original erhalten bleibt, wie es sich immer noch zeigt.
Jetzt auch (mit weiteren Bildern) auf unserer Karte „Weinbrenner entdecken“.
Weinbrenner-Büste aufgetaucht und angekauft
06. Februar 2025

Manche werden das Werk der Bildhauerin Ilse Michaelis-Glasser erkennen und sich fragen: Ist es denn nicht 1971 im Karlsruher Schlosspark in Stücke gehauen worden? Nur vier Jahre – seit der Gartenschau von 1967 – stand es im sogenannten Weinbrenner-Tempel, dem von der Kriegstraße dorthin verbrachten Vogelhaus der Markgräfin Amalie.
Das stimmt, aber es gibt noch das originale Modell dazu, und dieses hat die Erbin nun der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft verkauft, wo es definitiv vor Vandalismus geschützt ist (was man vom Weinbrenner-Tempel nicht sagen kann). Es ist stattliche 65 Zentimeter hoch, bei einer Breite von einem halben Meter.
Also haben wir eine Transportkiste bauen lassen und die Büste am Montag aus dem Atelierhaus abgeholt, und nun werden wir eine Vitrine anfertigen lassen. Dann werden wir sie gerne öffentlich zeigen. (Hier noch Bilder von der Ausstellung zum 100. Geburtstag der in Karlsruhe geborenen Bildhauerin 2018 im Landratsamt von Konstanz, wo sie viele Jahrzehnte lebte.)
Dabei ist übrigens zu korrigieren, was meist zu lesen ist, dass die Büste für die Aufstellung 1967 angefertigt worden wäre. Vielmehr hat Ilse Michaelis-Glasser sie 1951 geschaffen, und spätestens im folgenden Jahr wurde sie im Bezirksbauamt der Stadt Karlsruhe aufgestellt.
Urheberschaft der Peterstaler Kirche geklärt
30. Januar 2025

Über die schöne Kirche St. Peter und Paul hieß es bis vor kurzem auf unserer Karte „Weinbrenner entdecken“ noch: „Die Baugeschichte bedarf der Klärung.“
Jetzt haben einige Blicke in mehrere Akten Licht ins Dunkel gebracht und zugleich ein typisches Beispiel für die Zusammenarbeit in Weinbrenners Bauverwaltung zu Tage gefördert. Soviel in Kürze:
Nachdem seit langem Bedarf an einem Kirchenneubau besteht, wird im September 1806 der Baumeister Ludwig Christian Samuel Krämer (1761–1818) aus Malterdingen mit einem Entwurf und einem Kostenüberschlag beauftragt und im Februar 1807 nochmals daran erinnert. Tatsächlich ist er viel beschäftigt, wir finden ihn auch an anderen Bauwerken, wie der neuen Kirche für Altenheim.
Krämer legt einen Entwurf vor, der jedoch für zu teuer befunden wird. Der Turm steht hier noch in der Mitte, wie auch auf einer kleinen Skizze (GLA 229/82880) festgehalten.
Deshalb wird nun Wilhelm Frommel (1759–1837) eingeschalten, Landbaumeister und Mitglied der Baudirektion, der sich ohnehin im nahen Oberkirch befindet, um Stadtmauer und -graben zu begutachten. Mit ihm und dem Oberamt Oberkirch wird das Projekt überabeitet und 1808 in Angriff genommen.
Direkt nach der Fertigstellung fragt Frommel im November 1810 bei Karl Wilhelm Böckmann (1773–1821) nach, ob ein Blitzableiter notwendig sei, was dieser bejaht. Böckmann war Direktor des physikalischen Kabinetts in Karlsruhe und Sohn von Weinbrenners Mathematiklehrer Johann Lorenz Böckmann.
Auch Weinbrenners langjähriger Vertrauter und Mitarbeiter Karl Christian Vierordt wird in die Planung einbezogen; Weinbrenners Schüler Hodel soll die Vergabe der Bauarbeiten überwachen; und Regierungsrat Wilhelm Reinhard, für den Weinbrenner 1813 das Wohnhaus an der Karlsruher Steinstraßen bauen wird, vermittelt Altäre aus der abgebrannten Abteikirche Allerheiligen, die Weinbrenner restauratorisch bereits gesichert hat, in andere Kirchen, davon drei nach Peterstal in die Peter-und-Paul-Kirche.
Entsprechend haben wir denn auch den Eintrag auf unserer Karte geändert, siehe hier.
Unterhaltsame Jahresmitgliederversammlung in Baden-Baden
09. Dezember 2024

Im Stadtmuseum begann sie am vergangenen Samstag mit dem Besuch der Ausstellung „Das Kurhaus Baden-Baden – The Place To Be“, die sich Weinbrenners bekanntestem Werk widmet. (Und an der wir selbst Anteil hatten, eine rundum erfreuliche Zusammenarbeit.)
Heike Kronenwett als Direktorin des Museums ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich dort zu begrüßen und ausführlich durch die Ausstellung zu führen. Wie schon bei „Promenade der Klassik – Friedrich Weinbrenner in Baden-Baden“ vor einigen Jahren und zahlreichen anderen Ausstellungen ist es hier wieder gelungen, wissenschaftliche Korrektheit mit vielen auch für uns neuen Informationen und kurzweiliger, abwechslunsreicher Anschaulichkeit zu verbinden. Herzlichen Dank nochmals für dieses besondere Erlebnis!
Auch der ‚offizielle Teil‘ fand danach in ungezwungener, produktiver Form im Kurhaus selbst statt und schloss mit mehreren Ideen, Entschlüssen und Neuerungen, von denen wir die wichtigsten auch an dieser Stelle bald schon weitergeben werden.