Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Zum Tod von Gottfried Leiber (1929–2021)

31. Dezember 2021

Unsere letzte Aufgabe in diesem Jahr ist zugleich die schwierigste und traurigste. Am 24. Dezember verstarb Gottfried Leiber, Stadtplaner, Weinbrenner-Forscher und Gründungsmitglied unserer Weinbrenner-Gesellschaft. Er war nicht nur eine einflussreiche Stimme, die immer wieder für einen respektvollen Umgang mit den gebauten Räumen unserer Kultur und Gesellschaft sprach; er war auch ein bescheidener, leiser Mensch, der die Sache und nicht sich selbst in den Vordergrund stellte. Wir werden seine liebenswürdige Gesellschaft wie seine klugen Beiträge vermissen, und das umso mehr, als wir, wie es aussieht, Menschen wie ihn in Zukunft umso dringender brauchen würden.

Niemand unter uns hat so stark wie er unter der schrittweisen Demontage unseres kulturellen Erbes gelitten,insbesondere desjenigen Weinbrenners, insbesondere in Karlsruhe und insbesondere durch seine eigene Disziplin, die Stadtplanung. Dem setzte er immer sachliche Argumente und fundiertes Wissen entgegen.

Damit hat er einen Wegweiser für unsere Arbeit aufgestellt, die in einer Zeit schwieriger wird, in der ein Riesenchor besonders lauter Stimmen so verzweifelt auf der Suche nach der Zukunft zu sein scheint, dass er der Jagd nach dem Fortschritt alles andere zu opfern bereit ist. Und auch ganz konkret werden wir weiterhin von der Grundlagenforschung und ungeheuren Quellenarbeit zehren, die Gottfried Leiber geleistet und vor allem in seinem zweibändigen Opus Magnum «Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für Karlsruhe» zugänglich gemacht hat, aber auch in vielen weiteren Vorträgen und Artikeln.

Immer wieder sprach er davon, warum es in Karlsruhe immer noch kein Denkmal für Friedrich Weinbrenner gäbe. Ein Grund lag darin, dass die Stadt selbst genau das war, ein Denkmal für Weinbrenner. Doch je mehr davon verschwindet, um so mehr muss die Idee Form annehmen.

Einstweilen errichten wir Gottfried Leiber hiermit ein «Denkmahl der Freundschaft», wie es der badische Hofgeschichtsschreiber Aloys Schreiber 1828 in Buchform für Weinbrenner getan hat.