Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Das ZDF vernebelt die Karlsruher Pyramide

18. Januar 2022

Falls man sich erinnert und darauf wartet, was eigentlich aus der ZDF-Sendung geworden ist, zu dem wir, wie berichtet, einige Sätze zur Karlsruher Pyramide beisteuern sollten, haben wir selbst mal nachgesehen, den Beitrag gefunden und verstanden, warum wir nicht über die Ausstrahlung benachrichtigt wurden. Die Erklärungen unseres Vorsitzenden Ulrich Maximilian Schumann wurden gestrichen, was letztlich allerdings, abgesehen von der vertanenen Zeit und Mühe, besser war.

Natürlich hätte es für das Publikum interessant und sogar neu sein können, dass mit der Pyramide hier erstmals ein Element des Landschaftsgartens in eine Stadt gestellt worden ist und wie schlüssig man die Form aus Weinbrenners Denken heraus erklären kann: als die Form, die am klarsten den Raum um sie herum auf sich hin ausrichtet und die über die altägyptische Kultur für das Erinnern steht wie keine andere und eben auch für eine verbindende Kulturlandschaft über Stadtgrenzen hinweg.

Nur sind solche sicheren Antworten offenkundig fehl am Platz in einer Sendung mit dem gezielt nebulösen Titel «Mythos: Das Geheimnis der Illuminaten – Die größten Rätsel der Geschichte». Darin wird einer hinlänglich bekannten Mode folgend eine minimale Randnotiz der Geschichte zu einem verborgenen Mittelpunkt abendländischen Denkens aufgebauscht. Am Schluss wird das auch ziemlich unverblümt zugegeben. Bis dahin werden die unterschiedlichsten Themen und Nichtthemen miteinander verschwurbelt und viele Fäden verloren. So werden aus Karlsruhes kreisförmigem Grundriss ein Dreieck und aus dem Dreieck eine Pyramide herausgelesen und dazu so kryptische Sätze geäußert wie: «Die Stadtanlagen von Karlsruhe und Washington sehen sich wirklich sehr ähnlich. Die Frage ist, ob wir durch solche Bilder in die Irre geführt werden.» Die Antwort ist: Ja, das werden wir, wenn man immer nur an der Oberfläche kratzt, und nein, das werden wir nicht, wenn man diese Parallelen aus den Quellen heraus begründet. Warum die Stadtgründung Karlsruhe so aussieht, wie sie aussieht, wissen wir nicht zuletzt dank der Forschungen des jüngst verstorbenen Gottfried Leibers ausführlichst, und damit auch, dass es nicht wirklich eine, wie hier behauptet, «ungewöhnliche Anlage» ist, die «die Phantasie anregt: Wer hat es entworfen, was wurde damit bezweckt?» Das ist doch alles bekannt, und Karlsruhe steht damit in einer internationalen Tradition.

Wissen ist eben nicht so publikums- und medienwirksam wie Nichtwissen und Herumrätseln. Das sieht man gerade ja auch auf den Straßen. Dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen daran beteiligt, gibt natürlich zu denken.

Wer aber unbedingt will und eine Dreiviertelstunde lang partout nichts Besseres anzufangen weiß, findet hier den Link und wird mit einigen unfreiwillig komischen Momenten entschädigt, wie «Die Komplexität der Welt hat mich so dermaßen überrollt.» (Gerald B., Aussteiger aus der Verschwörungstheorieszene) Oder: «Das Dreieck: In der Popkultur auffällig häufig zu sehen.» (Redaktion)