Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Rätsel um den Heidelberger Wolfsbrunnen: Ein Weinbrenner-Bau im Schwarzwaldstil?

12. Mai 2023

Zunächst einmal ist es interessant genug, dass 1822 in Heidelberg am Wolfsbrunnen, seit langem schon beliebtes Ausflugsziel zahlreicher Kulturschaffender, bereits ein Lokal im Stil eines ländlichen Bauernhauses entstand. Mittlerweile gut bekannt ist der “Schweizerhausstil”, den man mit (dem Weinbrenner-Schüler) Friedrich Eisenlohr assoziiert und den dieser ab der Jahrhundertmitte nicht zuletzt mit Kuckucksuhren und Bahnwärterhäuschen über die Welt verbreitete.

Am Wolfsbrunnen aber wird nun sichtbar, dass der Keim hierfür schon mitten im Klassizismus und in der Bauverwaltung Friedrich Weinbrenners gelegt wurde – und dass man sich hierbei sogar an den typischen Dachformen der näherliegenden Schwarzwaldhöfe orientierte, nicht an Schweizer Chalets. (Nichtsdestotrotz wird dies in den neuen offiziellen Informationstafeln als “Schweizer Stil” bezeichnet.)

Die Baugeschichte ist nicht restlos geklärt. Aber offenbar hat man Teile eines Vorgängerbaus übernommen und mit den Segmentbögen an den umlaufenden Veranden auf ursprüngliche Fensterformen reagiert. Der Stahlstich von 1860 zeigt dies deutlich. Diese Bögen sind nun allerdings in jüngerer Vergangenheit entfernt worden.

Wer also hat diesen außergewöhnlichen Entwurf vorgelegt? Im Lauf der ersten Recherchen haben wir den Namen “Weinbrenner” vernommen, dann aber die erhaltenen Baudokumente selbst befragt, und diese sprechen klar vom Kreisbaumeister Wilhelm Frommel als dem Urheber. Enttäuschend? Aber nicht doch! Frommel war selbst ein souveräner Architekt und natürlich auch enger Vertrauter und kongenialer Mitarbeiter des Oberbaudirektors Friedrich Weinbrenner, ohne dessen Zustimmung der außergewöhnliche Entwurf ohnehin nie umgesetzt worden wäre. So darf man sich mit Recht ausmalen, wie beide um die Pläne herum zusammenstanden und über diesen neuen Geniestreich vergnügt grinsten, der in diesem Fall allerdings Geschichte schrieb, ohne dass es bis heute wirklich bemerkt worden wäre.

Hier der Link zum Gasthaus Wolfsbrunnen auf unserer Weinbrenner-Karte.