Kornhaus Gernsbach

Architekt: Friedrich Weinbrenner, 1708–1804, ursprünglich verputzt, zentraler Baustein in Weinbrenners Wiederaufbauplanung für die Gernsbacher Altstadt

Der Brand am 24. April 1798 zerstörte auch das Kornhaus, das bereits 1471 erstmals erwähnt wurde und im Laufe seiner Geschichte mehr Aufgaben übernommen hatte, als der Name aussagt. Es beherbergte über lange Zeit das Rathaus im Ober- und eine Kaufhalle im Untergeschoss, wo zunehmend Korn verkauft wurde. Der Plan von 1787 zeigt das alte Kornhaus als einen länglichen Bau und die zusätzliche Nutzung als „Metzel“, also Schlachterei.

Auf Friedrich Weinbrenners Wiederaufbauplan vom 19. Mai 1798 erscheint der neue Entwurf eher würfelförmig. Mit den drei hohen Bögen erinnert er an Markthallen in Italien, wo er bis Ende 1797 fünf Jahre verbracht hatte.

Im August 1798 lag bereits der Kostenvoranschlag des Zimmermeisters Gotthard Langenbach für die Holzarbeiten einschließlich des Dachstuhls vor. Doch der endgültige Ausführungsentwurf dürfte erst entstanden sein, nachdem Weinbrenner Ende 1800 nach Etappen in Frankreich und dem Königreich Hannover wieder in sein Heimatland Baden zurückgekehrt war. Der einzige Bauplan, den wir kennen, befindet sich im Nachlass seines Neffen und Schülers Johann Ludwig Weinbrenner. Darauf ist zu lesen, dass hier neben Korn auch wieder Fleisch aufbewahrt und verkauft werden würde. Er zeigt auch bereits wesentliche Merkmale des heutigen Baus: die klare Geometrie, die offene Vorhalle mit den wuchtigen und kantigen Pfeilern, das gemauerte Erdgeschoss und die Fachwerkwände des Obergeschosses, die ursprünglich glatt verputzt waren. Dies betonte die außergewöhnliche Form des Kornhauses noch mehr und damit die Sonderstellung als kleiner, aber für die Versorgung der Bevölkerung wichtiger Nutzbau.

Vermutlich noch im Lauf der Ausführung muss sich die Anzahl der Fenster ebenso verändert haben wie die Form des Daches, von einem Satteldach mit auffallendem Giebel zu einem Walmdach.

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