Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Online: Weinbrenners Karlsruher Suppenküche

31. März 2020

Dieses Gebäude ist zwar klein und vermutlich wenig bekannt, aber in mehrererlei Hinsicht aufschlussreich. Deshalb hier der Verweis auf diesen Artikel, der zuerst in den «Archivnachrichten» erschien und nun auch im Internet verfügbar ist, einschließlich Weinbrenners Bauplan. (Danke an Beate Paland für den Hinweis.) Geschrieben hat ihn Gabriele Wüst, die von Besuchen im GLA als immer hilfreiche Archivarin bekannt ist. 

Er enthält viel Interessantes über die «Rumfordsche Suppenanstalt», schon von ihrem Inhalt her eine frühe soziale Einrichtung, in der Suppe für Bedürftige gekocht und ausgegeben wurde. Die markgräfliche Stiftung war ein Anbau an das «Gewerbehaus», das vor allem ärmeren Menschen Arbeit und Ausbildung bot, stand also in der Nähe des Spitals an der heutigen Markgrafenstraße.

Deshalb wollen wir nur anfügen, wie sozial auch Weinbrenner seine Aufgabe auffasste. Man erkennt schnell die Elemente, auf denen er seinen Entwurf aufbaute: das einladend große und würdige Portal, die um die Feuerstelle halbrund angeordneten Kochherde, die Tische für das Essen mit den umlaufenden Sitzbänken. Diese Anordnung zeichnet ein Kreuz in den Grundriss, wie wir es aus vielen seiner Bauten kennen, vor allem Kirchen, das aber kein christliches Symbol, sondern die drei Dimensionen und Bewegungsrichtungen des menschlichen Körpers abbildete. 

Weinbrenner folgte also präzise den Funktionen und kleidete sie zugleich in dieselben Formen wie alle seiner Gebäude, also etwa auch die Palais und Villen in der badischen Hauptstadt. Besser hätte Weinbrenner seinen Respekt für die Ärmsten nicht ausdrücken können, die er 1817 in seinem Entwurf zu einem Baugesetz als «dem Staat sehr nützlich» und «vielleicht unentbehrlich» bezeichnete und dazu ausführte:

«Ueberdieß würde hiebei die Baukunst in unvortheilhaftem Licht erscheinen; sie, die uns lehrt Paläste für die Großen der Erde und andere Prachtgebäude aufzuführen und nicht minder bewährt gefunden werden soll [...]für das Bedürfniß der Armen oder wenig bemittelten.» (abgedruckt in: «Worte und Werke»)

Das paßt auch auf die Karlsruher Suppenküche. 

In den Zeiten davor und danach hätte man gerne Allegorien der Barmherzigkeit angebracht oder das Gebäude selbst wie ein Kloster oder ein Waisenhaus gestaltet. Beides hätte aber mehr über Bauherrn und Baumeister ausgesagt als über die Menschen, die das Bauwerk letztlich nutzten. Weinbrenner verzichtete darauf bewusst, und er kam auch ohne das aus. Das Gebäude selbst war für Weinbrenner immer eine soziale Form.

Hier der Link zum Artikel von Gabriele Wüst mit Weinbrenners Bauplan.