Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Gespräche zur Zukunft des Markgräflichen Palais’

25. Oktober 2021

Vor kurzem trafen sich Vertreter der Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft mit Vorstandsvertretern der PSD-Bank, die das Markgräfliche Palais erworben hat, nachdem die Stadt Karlsruhe ihr Vorkaufsrecht bewusst nicht wahrgenommen hatte.

Das Gespräch fand in angenehmer und konstruktiver Atmosphäre statt, und vor allem konnten wir feststellen, dass man sich auf Bankseite intensiv mit Weinbrenners Meisterstück beschäftigt und regelrecht angefreundet hat.

Auf der anderen Seite wurde deutlich, dass es nur einen konventionellen Wettbewerb geben soll und man eher auf neue – unvorhersehbare – Ideen setzt, als Elemente und Eckpunkte festzuschreiben, entlang derer sich die Ergebnisse wieder stärker in die Logik des Gebäudes und der Stadt einschreiben müssten, als es im jetzigen Zustand der Fall ist, womit dann auch die Restfassade mit Säulen und Giebel wieder mehr wäre als ein abziehbildartiges Feigenblatt.

Wie ein konventioneller Wettbewerb an sensiblen Stellen Karlsruhes zu katastrophalen Ergebnissen führt, lässt sich am neuen Gesicht des Marktplatzes und am dort stehenden, ein paar Jahre älteren «Kaiser-Karrée» schmerzhaft studieren, und natürlich haben wir im Gespräch auf diese tragischen Wettbewerbsschiffbrüche hingewiesen. Auch haben die mitgebrachten 3D-Rundgänge durch Weinbrenners Markgräfliches Palais die Faszination von dessen ebenso logischen wie überwältigend schönen Räumen vermittelt und diese Wirkung auch nicht verfehlt.

Abgesehen von der Unkontrollierbarkeit eines einstufigen Realisierungswettbewerbs, der rasch durchgezogen wird und mit dessen Folgen die Stadt dann über Jahrzehnte wird leben müssen, ist es natürlich verständlich, dass sich ein solches Projekt für eine Bank rechnen muss, mit welchen Nutzungen auch immer es am Ende gefüllt werden wird. Es sollen vorwiegend Bureaus und tatsächlich auch Wohnungen sein. Dafür erscheinen hohe Decken und alles, womit sich ein Neubau dem ursprünglichen Markgräflichen Palais und seiner frappierenden Schönheit wieder annähern würde, vordergründig nicht zwingend notwendig. Aber natürlich waren Weinbrenners Bauten, und insbesondere dieser, nicht nur schön, sondern auch praktisch und vielseitig verwendbar. Aus den meisten Blickwinkeln sah das Palais sowieso aus wie ein Haus, ein Baustein dieser besonderen Stadt.

Weniger verständlich ist hingegen, dass die öffentliche Hand die Chance versenkt hat, der Öffentlichkeit dieses großartige Gebäude zurückzugeben, sei es als «Forum Recht» oder was auch immer. Dafür hatte es sich regelrecht aufgedrängt. Man darf sich gar nicht ausmalen, was aus dem Torso hätte werden und welchen Identifikationsfaktor und Impuls das der Innenstadt hätte geben können.