Friedrich-Weinbrenner-
Gesellschaft e.V.

Bericht über unsere Initiative für das Hechinger Gewächshaus

14. Juli 2022

Danke, Herr Kauffmann, für den guten Artikel gestern im "Schwarzwälder Boten"! (Hier geht es zum Artikel.)

Zum Hintergrund:

– Ohne Vorbereitung geschweige denn Information oder gar Beteiligung der Öffentlichkeit wurde dem Verwaltungsausschuss des Hechinger Gemeinderates am vergangenen Donnerstag ein privates Projekt zum Umbau des historischen Gewächshauses im Fürstengarten vorgelegt.

– Dass es sich dabei um ein kulturhistorisch bedeutendes Überbleibsel aus der Weinbrenner-Schule handelt, wurde dabei nicht erwähnt, auch nicht in der aufwändigen Werbebroschüre des potenziellen Bauherrn.

– Diese Broschüre zieht alle Register der Beeinflussung. Z. B. ist das ganze Konzept auf die Farbe Orange und ein großes "O(rangerie)" abgestellt. Dabei war das Gebäude keine Orangerie, sondern ein Gewächshaus. Es wird sogar allen Ernstes "der Duft der Orangen" bemüht, um die Leser/innen zu berauschen. "Wir schreiben Geschichte weiter ..." soll darüber hinwegtäuschen, dass die wirkliche, gebaute und erlebbare Geschichte weiter verstümmelt und ausgelöscht wird. Dabei ist der 'kreative' Umgang mit Sprache und Wahrheit eigentlich so durchschaubar und leicht zu widerlegen. Etwa das offensichtlich gefakete Zitat "Was würde an diesem historischen Ort – an dem früher Zitrusbäume und Pflanzen gewachsen sind – besser passen, als eine junge Hechinger IT-Firma mit Wachstumspotential sowie ein Ort zum (Zusammen-)Arbeiten, Lernen (Wachsen) und Leben." Es wird nicht einmal angegeben, wer das gesagt haben soll. Dass uns mehrfach eingehämmert wird, dass das 'Wachsen' der Bilanzen eines Unternehmens etwas mit dem Wachsen von Pflanzen zu tun haben soll, Informatik mit Botanik, macht diese blumigen Bilder nicht logischer. Deshalb auch muss man sagen: Ja, so ziemlich alles würde an diesem historischen Ort besser passen als ein IT-Unternehmen, und am allerbesten eben ein Gewächshaus oder etwas Ähnliches. Undsoweiter.

– Mit diesem Bauprojekt würde ein Stück aus dem wertvollen Ensemble des Fürstengartens herausgebrochen, das zentral für die Identität der Stadt wie auch beispielsweise für den Tourismus ist und noch in größerem Maße sein könnte.

– Es würde ein Stück öffentlichen Besitzes, Raumes und Kulturerbes privatisiert und dies sogar ohne Ausschreibung.

– Es soll ein Vorkaufsrecht der Stadt vereinbart werden, sollte der Unternehmer das Gebäude veräußern wollen; allerdings würde das bedeuten, dass die Stadt ein Bürogebäude übernehmen und dafür mehrere Millionen zahlen müsste, um es dann als Bürogebäude zu nutzen oder unter weiteren Anstrengungen in das Ensemble des Fürstengartens wieder einzupassen.

– Der mit viel Engagement, Sachverstand und Geld mühsam wiederhergestellte und gepflegte Fürstengarten würde dem privaten Unternehmen als exklusiver Vorgarten 'geschenkt' und damit den Wert von dessen Immobilie aus öffentlichen Mitteln weiter steigern.

– Wenn hier tatsächlich Räume für externe Interessenten angeboten werden sollen, würde dies eine Konkurrenz für das bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins der Villa Eugenia bedeuten, der von solchen Angeboten lebt und zum Erhalt dieses wertvollen Gebäudes beiträgt.